Tuesday, February 24, 2009

Meine letzten Tage in Auroville

Ich bin zur Zeit ganz schoen hin und her gerissen, da ich mich sehr auf zu Hause freue und es kaum erwarten kann wieder in Leipzig und Ilmenau zu sein, aber auf der anderen Seite ist mir schon jetzt klar geworden, was ich hier vermissen werde. So viele kleine Dinge, die man hier staendig aufnimmt und beobachten kann. Ich habe sogar schon Schwierigkeiten diese zu beschreiben und aufzuzaehlen, weil ich das Gefuehl habe, dass es garnichts grossartig besonderes fuer mich ist. Aber wenn ich wieder zu Hause bin, wird mir sicherlich alles auf- und einfallen.
Ich stehe zur Zeit sehr frueh morgens auf (kann aber auch nicht mehr laenger schlafen) sprich um 6.00 Uhr und mache organisch biologische Gartenarbeit im Buddha garden, einer Kommune, die vorwiegend nur aus Volunteers besteht. Es ist echt total schoen, kurz bevor die Sonne aufgeht mit Pflanzen und Erde zu arbeitenm und so den Tag zu beginnen. Am Freitag habe ich Papayas gepflanzt und in den letzten Tagen Unkraut gejaehtet, Salat geerntet, Bannenstauden gegossen und Ruccola gepflanzt. Beim bewaessern von den Baeumen und Pflanzen hatte ich mich nicht gut genug informiert, dass sich im Wasser biologische Duengemittel in Form von Kuhscheise und Pisse befinden und nahm erst einmal am Montag morgen eine Dusche. Ich wunderte mich schon warum alles um mich herum (und selbst ich nach einer Weile) gestunken hat, aber spritze mit dem Wassrschlauch rum und freute mich. Direkt nach der Arbeit im Buddha garden habe ich immer Yogaunterricht, zu welchem man natuerlich mit einem sauberen und frischem Koerper kommen sollte. Tja, das war an dem morgen ausnahmsweise nicht ganz moeglich.
Ansonsten hatte ich jetzt schon zweimal bei verschiedenen und sehr motivierten Professoren Unterricht auf der Oboe, die er Meinung sind, dass ich bald laenger kommen sollte, um Unterricht zu nehmen, da ich echt eine Voreiterrolle uebernehmen wuerde, indem ich versuche karnatische Musik (suedindische Musik) auf der Oboe zu spielen. Wer weiss? Lust hab ich auf alle Faelle und es waere eine naechste Herausforderung. Am Freitag werde ich ueber die gute alte Oboe einen Vortrag in der Uni in Chennai halten. Ich bin echt mal gespannt, was das wird. Die Vortraege in Indien sind immer sehr offiziell und foermlich. Vielleicht werde ich ja mit meinem Sari "auftreten" koennen, um dann Oboe spielender Weise im Rampenlicht zu stehen! "grins" Das waere ganz witzig...
In den naechsten Tagen werde ich noch viel zu tun haben, ausarbeiten und die letzten Transkriptionen und offenen Fragen klaeren muessen, wenn nicht wieder den ganzen Tag (so wie heute) Stromausfall ist! "grins" im Grossen und Ganzen muss ich sagen, dass alles super geklappt hat und ich echt sehr motiviert bin, um mit dem schreiben der Magisterarbeit anzufangen. Aber Uni hin oder her...Ich werde Auroville schon wieder sehr vermissen, das steht fest und weiss auch schon, welche Orte und Kommunen ich das naechste Mal besuchen werde...
Bis bald
Ich freu mich euch alle bald wieder zu sehen. Ich vesuche Sonne mitzubringen, damit der Fruehling nach Deutschland kommt und es hier ein bischen kaelter wird, da es zur Zeit echt immer heisser wird!
Eure Martina

Thursday, February 19, 2009

Ein Strandspaziergang am Nachmittag

Spaghetti Essen auf indische Art und Weise! Echt super!

Wunderschoene Tempelelephanten, von denen man sich segnen lassen kann

Im Tempel in Thiruvannamalai

Das Hochzeitspaar auf dem Tempelgelaende

Fuenf Wuensche fuer mich

Unsere Tempelgabe an Siva: Kokusnuesse, Bananen, Blumen und Farbpulver zum markieren der Stirn.


Es gibt schon wieder viel zu berichten und jeden Tag passieren Kleinigkeiten, ueber die ich am liebsten immer sofort auf dem Blogg schreiben wuerde, aber mittlerweile fallen mir nur noch ein paar schoene und lustige, interessante, aber auch bedrueckende Momente ein.
Das letzte Wochenende mit Opa war wunderschoen und wir waren echt zusammen Indien unterwegs, was wir, als wir uns Montag voneinander verabschiedet hatten immer noch nicht glauben konnten. Am Samstag waren wir in Auroville und Pondicherry unterwegs und am Sonntag machten wir dann eine richtige Tempeltour, so wie es eine indische Familie machen wuerde: 8 Stunden Autofahren und zwischendurch schnell Tempel anschauen. Also Zeit gelassen haben wir uns schon, aber am Morgen beim ersten Tempel war die Motivation natuerlich noch am groessten. Wir kauften Tempelgaben (Kokosnuesse, Bananen und Blumen) um sie dem Tempel zu spenden und konnten verschiedene Wuensche loswerden waehrend der Tempelarbeiter Mantras hoch und runter gesprochen hat und dem Gott (in Form einer Granitskulptur), den Blumenkranz umgehangen und die Kokusnuss aufgeschlagen und die Milch ueber die Skulptur getroepfelt hat. Diesen Akt der Verehrung nennt man auch "pooja" und es ist echt total schoen, dass zu beobachten. Unser "Priester" (wenn man ihn so nennen kann) war aber leider etwas lustlos. Aber manchmal wirkt das auch hier nur so. Alles muss eben schnell gehen, da schon hunderte von anderen Menschen hinter uns standen und auch darauf warteten ihre Gaben zu spenden. Die zerschlagenen Kokusnuesse und Bananen bekommt man wieder und sollte sie denjenigen geben, denen man alles gute gewuenascht hat. Eigentlich haette Opa sie mit nach Ilmenau nehmen sollen, aber wir haben sie gut im Hotel an diesem Wochenende aufbewahrt und heute schicke ich euch ein Foto davon. Danach ging es weiter mit wuenschen, beim anzuenden von kleinen Oelkerzen und eine Hochzeit haben wir schliesslich auch miterlebt. Das war in Thiruvannamalai. Danach machten wir uns auf den Weg nach Kanchipuram, der Stadt der Seide. Hier kommen die bekanntesten und besten Saris, Seidenschals und Tuchwaren her, da hier schon seit hunderten von Jahren die Seidenherstellung boomt. Dort waren wir in einem netten Laden und haben eingekauft, gehandelt und sind gluecklich und zufrieden wieder ins Auto gestiegen und in den naechsten Tempel gegangen.
Es war ein voellig ungewohntes Gefuehl mit dem Auto zu fahren. Man befindet sich echt in einem geschuetzten Raum und bekommt so gut wie nichts ausser Hubgeraeusche von der Aussenwelt mit. Sonst, wenn ich mit Bus, Zug oder Moped unterwegs war, blaest einem der Wind um die Ohren, es ist laut und man ist unmittelbar im Leben auf der Strasse mit dabei. Ich habe am Wochenende viel darueber nachgedacht, wie es wieder zu Hause sein wird: echt anders! In den letzten Wochen hat mich die Armut in Indien und die vielen Begegnungen, in denen kranke Menschen betteln und etwas zu Essen haben wollen, ziemlich mitgenommen. In dem Moment mache ich mir ueber deren Leben garnicht so viele Gedanken, aber im nachhinein tauchen deren Gesichter wieder in meinem Kopf auf. Das ist schon manchmal nicht so leicht, aber in solchen Momenten fuehle ich, wie gut es mir doch geht. Das ist ja auch schoen zu wissen und sich bewusst zu machen, aber das regt an ueber ungerechte gesellschaftliche Probleme der Welt nachzudenken.
Gestern hatte Seran Geburtstag und es war auch ein kleiner Geburtstag fuer mich, denn es gab Nuddeln und Tomaten sosse! Mh, das war echt super lecker! Da mich Serans Schwester sehr oft bekocht, hatte ich die Idee, ja auch mal etwas fuer Serans family zu kochen. Es war letztlich nicht typisch deutsch, aber europaeisch. Das witzige war, auch Nuddeln mit der Hand zu essen. Fuehlt sich echt anders an! Das ist z.B. auch etwas, was ich sehr vermissen werde, da ein Sinn mehr mit isst und einen davor schuetzt, sich z.B. nicht zu verbrennen. Es ist irgendwie natuerlicher.
Am morgen von Serans Geburtstag musste ich ihn zu einem kleinen Strassenstand begleiten, um Benzin zu kaufen. Er meinte, dass es nicht gut waere, das als erstes zum Geburtstag zu tun, da Benzin Feuer und Feuer auch Unglueck bedeuten kann. Ich musste echt ein wenig darueber schmunzeln und habe diese Sache gleich am Abend am Lagerfeuer am Meer mit europaeischen Freunden ausgewertet, die es auch echt witzig empfanden. Die Inder wussten garnicht warum wir lachten. Es gibt echt immer mal so kleine symbolische Dinge und Rituale, die man einfach mitmacht, aber nicht kennt. Ich weiss dann immer nicht ob wir in unserer Kultur so etwas vergessen haben oder es so gehaeuft garnicht gegeben hat.
Bald gibt es mehr zu lesen!
Eure Martina

Saturday, February 14, 2009

Und ploetzlich traf ich Opa in Indien!

Die Seele von Auroville in meinen Haenden! "grins"

Ein unglaublich schoener "Baniontree" auf dem Matrimandir-Gelaende in Auroville

Hinter uns bluehte der gueldene Geist des Matrimandir, das spirituelle Zentrum Aurovilles


In Pondicherry am Strand - die drei lustigen Zwei!



Uns geht es sehr gut, wie man auf den Bildern ja unschwer erkennen kann. Schon heute haben wir sehr viel erlebt und unternommen und morgen geht es weiter nach Tiruvanamalai und Gingee. Wir werden uns ein paar Tempel anschauen und nebenbei im Auto viel von Land und Leuten Indiens mitbekommen.
Bis bald
Martina und Opa Poldi
Es ist immer noch unglaublich, dass wir uns hier treffen, aber Opa ist schliesslich der einzige, der meiner Einladung gefolgt ist! Nehmt euch ein Beispiel!

Wednesday, February 11, 2009

Jeder Tag, war wie eine Woche

"Chinese fishing" in Cochin

Gewuerze, die zwei mal brennen!

Auf dem Boot durch die Backwaters

Die Palmenwaelder der Backwaters

Om, shanti, shanti!

Ach ja, Genuss pur!

Sonnenuntergang in Varkala

"Panatirtam Waterfalls" und Damm in Mundanthurai

In einem Dorftempelnamens "Sorimuthu Ayynarpan" in den Western Ghats

Nach meiner letzten Woche bin ich nun leicht muede und geschafft wieder in Auroville angekommen. Das Reisen ist in Indien manchmal echt anstrengend und da ich letzte Nacht im Bus mit 50-60 anderen Leuten gequetscht verbracht habe, freue ich mich heute umso mehr auf ein Bett. In den letzten anderthalb Wochen gab es eigentlich allesz u erleben: Strand, Staedte, Tempel, nette Begegnungen, ueberfuellte Zuege, Abgase ohne Ende, ein wildes Tiger Reservar und vieles mehr ... Ich weiss gerade garnicht wo ich anfangen soll, da jeder Tag sich wie eine Woche angefuehlt hat, da so viele kleine Dinge immer passieren und auf mich einstroemen.
Nachdem ich 2 Tage in Cochin verbracht hatte, habe ich mich mit Seran aufgemacht, um Varkala, einen bekannten Strandort in Kerala an der Westkueste Suedindiens zu besuchen. Der Weg dorthin war schon ein kleines Abenteuer, da wir ein Boot durch die Bachwaters Keralas nahmen. Die Backwaters sind ein Fluss und Kanalsystem, dass mit dem Meer verbunden ist und an der Westkueste Keralas Palemwaelder, Oasen und fruchtbares Land entstehen lassen. Es war echt wunderschoen, dass auch dieses Jahr bestaunen zu koennen. Wo man nur hinschaut: ueberall Palmen, Reisfelder und kleine Doerfer auf Inseln. Da kommt man auf alle Faelle in Urlaubsstimmung, die ich dann in Varkala so richtig geniessen konnte. Die Inder beschreiben diesen Strandort als total touristisch ueberfuellt und als Haupturlaubsziel Keralas. Da hatte ich Bilder von Straenden aus Spanien und Italien im Kopf und war gespannt, wie es am naechsten Tag werden wuerde. Auf ungefaehr 2 km Sandstrand am Fusse einer grossen Klippe, verteilten sich ungefaehr 50-70 Leute. Echt Idyllisch, aber eben fuer Inder zur Hauptsession der Jahresverdienst. Das lustige war, dass ich in diesem Ort einen Bekannten aus Amerika, der in Russland beim GBT (Great Baikal)-Projekt 2005 mitgemacht hat. Wir haben 2 wunderschoene Tage miteinander verbracht und dann ging die Reise weiter Richtung Sued-Tamil Nadu in die Berge. Eigentlich wollten wir 1-2 Tage wandern gehen, aber staendig benoetigte man eine Genehmigung oder die Dorfbewohner rieten einem davon ab in den Wald zu gehen, da es ueberall nur so von Tigern, Schlangen, Affen und Elefanten wimmelte. Wir haben davon nichts mitbekommen (Leider!), aber ueberall gab es Hinweise darauf und in einem Ort namens Mundanthurai hatten wir dann herausgefunden, dass 30 % der wild lebenden Tiger der Welt in dem Reservar leben. Dort durfte man nicht alleine ohne Guide rumlaufen, geschweige denn im Dschungel uebernachten. Wir hatten leider nicht gewusst, dass man die Genehmigung zum wandern in einer Stadt namens Ambier, in der wir eine Nacht zuvor geschlafen hatten, kaufen musste und somit ging die Reise weiter. Da ich ein falsches Zugticket gekauft hatte und es bedeutet haette, dass wir echt zusammen gefercht in einem Waggon mit tausenden anderen Menschen gedraengt stehen mussten (General ticket) bekam Seran echt fast die Krise, als er nur daran dachte 12 Stunden auf diese Art und Weise im Zug zu verbringen. Ich wusste noch nicht, was mir bluehte, aber als der Zug einfuhr und sich die Menschenmassen Richtung 5-6 Zugabteilen bewegte, wusste ich, dass ich dort nicht sein wollte. Wir konnten mit ein bischen Schmiergeld doch noch einen Sitzplatz bis Madurai bekommen und haben den naechsten Tag dort verbracht, uns den Tempel, einen Palast und nen Film im Kino angeschaut. Madurai ist echt der Hammer, da die Leute alle wissen, wie sie einen dazu bekommen irgendetwas zu kaufen, auf ein Dach von einem Geschaeft ploetzlich zu stehen, staendig Gespraeche ans Bein genagelt zu bekommen und vielleicht noch in einer Schneiderei seine Masse zu lassen, um unfreiwillig ein nettes indisches "Kostuem" sich schon eine Stunde spaeter abholen zu koennen. Ich hatte ja schon vor zwei Jahren Erfahrungen damit gesammelt und dachte, dass ich mich komplett davor schuetzen kann. Schliesslich landete ich doch auf einem Ladendach und musste ein Foto von den 12 Tempeltoren (Gopurams) machen, die dieses Jahr leider nicht durch ihre Farbenpracht, sondern durch die Verkleidung durch Bananenblaetter beeintruckten, da dieser historisch wichtige Ort gerade restauriert wird. Nach einer langen Busfahrt ueber Nacht durch die huegeligen Strassen Suedindiens sind wir dann heute morgen in Chidambaram angekommen. Dort gibt es einen grossen und wichtigen Tempel, indem bis heute alte Traditionen eingehalten werden und z.B. eine Gruppe von Musikern fest angestellt ist, um bei bestimmten Ritualen 2 mal taeglich zu spielen. Dort traf ich einen sehr bekannten Nagaswaram spieler, mit dem ich auch ein Interview durchfuehren konnte. Es war echt ein sehr schoenes Gespraech, bei dem ich aber leider mitbekommen musste, dass es sehr schwer ist, wenn die befragte Person kein Wort englisch sprechen kann.
Ziemlich erschoepft und ein bischen uebersaettigt von ganz unterschiedlichen Eindruecken bin ich wieder in Auroville angekommen und freu mich schon hier wieder einige Dinge zu erleben und langsam dem Endsport meines Projektes entgegen zu gehen. Es bleibt mir echt nicht mehr viel Zeit in Indien und ich will noch nicht an einen Abschied denken, aber dennoch vergleiche ich im Kopf unterbewusst schon oft, was bei uns zu Hause wieder alles anders sein wird: saubere, Strassen, bewoelkter Himmel, muerrische Gesichter auf der Strasse, Kaufhaeuser, aber auch frische Luft und Muelltrennung! Es ist echt alles anders hier ... Die letzten Tage fragte ich mich oft, warum mich einige Dinge hier schon so kalt lassen und ich echt noch garnicht egal wie dreckig eine Toilette gewesen ist, was fuer ein Gestank an einer Strassenecke herrschte, welchen bettelden Menschen ich begegnet bin, das Gefuehl von Uebelkeit oder Ekel verspuert habe. Irgendwie stroemt alles immer auf einen ein und erst spaeter verarbeitet man es. So geht es mir gerade, denn jetzt begegne ich in Gedanken den Menschen, denen ich in den letzten Tagen auf der Strasse Geld oder Essen gegeben habe. Ausserdem hat mich der Film, den ich in Madurai angeschaut habe, echt nachdenklich gemacht, da er thematisiert hat, wie in Indien behinderte Menschen behandelt und komplett von der Gesellschaft abgeschoben werden. Das ist echt krass. Da bin ich so froh, dass das bei uns anders laeuft und wir nicht nach dem Karmaprinzip leben muessen.
Eure Martina

Monday, February 2, 2009

Angekommen in Cochin

Gestern bin ich nach einer fast 17 stuendigen Fahrt dann endlich in Cochin anhgekommen. Es ist echt ne nette Stadt mit Hafen und unendlichen vielen Fischstaenden. Dementsprechend riecht man die Ufernaehe kilometerweit. Es sind nicht so viele Touristen hier und die Stimmung ist wirklich angenehm. Man kann hier mit Booten und Faehren kleine Touren unternehmen und sich die verschiedenen Inseln der Stadt anschauen, da sie aus 5-6 Hauptinseln besteht. Seran und ich versuchen uns heute Informationen ueber die Inselgruppe Lakshadweep zu besorgen. Man kann mit einer Faehre (11 Stunden Fahrt) auf diese Inseln fahren und dort eben ein paar Tage abhaengen, schnorcheln gehen, baden und eben Urlaub machen. Es wird vermutlich zu teuer sein, aber fragen kostet ja nichts.
Die Fahrt hier her war sehr abenteuerlich und teilweise schwierig, aber letztlich echt angenehm. Also alles dabei! Wir sind erst am Sonntag sehr spaet gestartet, da sich Seran mal wieder um ca. 2 Stunden verspaetet hatte. Er war der Meinung, dass noch alles an Zeitreserven drinn ist und wir noch einen Zug in Richtung Kerala bekommen koennten. Der war aber leider schon abgefahren, als wir nach 2 Stunden Busfahren Villupuram erreicht hatten. Dann versuchten wir einen Bus zu bekommen. Doch die Leute waren echt wie die verrueckten und sind massenweise in die fahrenden Busse reingesprungen, sodass der Bus noch bevor er zum stehen kam, echt voll bis aufs letzte war. Das war mitten in der Nacht zwischen 2 und 3 Uhr. Indien schlaeft nie! Auf der Bushaltestelle erzaehlten die Leute das so viel los ist, weil am morgigen Tag der Hochzeitstag ist. Ich fragte mich: " Und von wem?" die Frage war natuerlich ueberfluessig, da es sich auf einen Tag an dem es astrologisch besonders gut ist zu heiraten, bezogen hatte und deshalb die Leute zu den Feiern reisten, zu denen sie eingeladen waren. Dann haben wir gluecklicherweise noch einen Zug bekommen, in dem wir erst im Maennerabteil hocken mussten, aber dann spaeter sogar ein separates Bett bekommen haben.
Im Zug war wieder viel los und ich konnte das indische Zugreisen echt geniessen. Staendig kamen Tee und Kafee-Verkaeufer vorbei. Spielzeug, Klamotten und andere sinnlose Assecoires konnte man auch kaufen, wenn man wollte! Eine besondere Begegnung war auch der Mann im Sari. Schon bei einer der letzten Zugreisen hatte ich mich gewundert warum gut genaehrte schwule Maenner Geld von einem verlangen. Letztlich ist es eine gute Taktik in Indien Geld zu verdienen, denn wenn man ihnen nichts gibt, fassen sie vorallem Maenner an oder heben ploetzlich vor den Augen der Frauen ihren Sari hoch. Da gibt man doch lieber mal 5 Rupies. Es ist aber nicht nur als Taktik zu bezeichnen, sondern eine richtige Kaste und Familientradition in Indien, die von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Schon abgefahren...
Eure Martina

Saturday, January 31, 2009

Kleine Stories

Bevor ich mich heute Abend in einen Zug Richtung Kerala (Suedwesten Indiens) setzten werde, wollte ich euch nochmal berichten, wie es hier so ist: sehr schoen. Bin schon echt gespannt auf die Reise, da ich ueberhaupt nichts gebucht habe und es echt anstrengend werden kann im Zug mit 1000den von Menschen gequetscht zu stehen. Ich erinnere mich noch an meine letzte Reise. Da war ich total froh nicht in diese Zugabteile gehen zu muessen. Aber da ich jetzt kein Ticket habe, muss ich das wohl machen. Naja mal schauen...Vielleicht ist auch eine eintaegige Busfahrt drin. Ich werde erst einmal mit Seran nach Cochin reisen und dann wahrscheinlich auf eine Insel fahren. Ich vergesse staendig deren Name. Da ich diesmal auch keinen Reisefuehrer dabei habe, wird es echt spannend, denn es ist alles sehr ungeplant. Eben richtig indisch.
Ansonsten war meine letzte Woche sehr schoen. Auf dem Hof vor meinem Haus ist diese Woche ein Kalb geboren. Leider werden die Mutter und das Kind hier sofort nach der Geburt voneinander getrennt, damit die Kuh weiterhin Milch fuer die Familie geben kann. Deshalb ist die Mutterkuh jede Nacht sehr unruhig und veranstaltet Muh-Konzerte, sodass ich immer denke sie gebaert ein weiteres Kalb. Aber das hab ich auch gelernt: Das eine Kuh nur ein Kind bekommen kann. Haette ich mir ja eigejntlich denken koennen, aber Seran lachte ueber diese Frage sehr und meinte nur: "Damit kennst du dich nicht so aus, was?" Naja die Inder leben eben mit ihnen den Tieren unmittelbar, ob auf der Strasse oder in der Hofeinfahrt, zusammen.
Gestern habe ich ein bischen etwas von einer arrangierten Hochzeit mitbekommen. Wenn ich daran denke, laeuft es mir eigentlich kalt den Ruecken runter, da irgendwie niemand gluecklich war. Wenn ich dies erwaehne, kommt dann immer der Kommentar, "but inside they are happy". Natuerlich muss man nicht staendig lachen, aber dass die Braut ununterbrochen geweint hat, ist ja eigentlich kein Zeichen von Glueck. Naja, schon komisch. Die Frau weiss eigentlich garnicht, wenn sie verheiratet wird, was ihr dann blueht. Die Selbstmordrate ist in Indien auch aus dem Grund so hoch, weil selbst wenn der Mann die Frau schlaegt oder sehr schlecht behandelt, die Familie meist eine Scheidung nicht duldet. Also, was ist das fuer eine Gesellschaft? Auch eine indische Ehe kann natuerlich total gut laufen, aber Risiko ist aufjedenfall dabei. Die ganze Nacht habe ich Musik gehoert von der Hochzeit. Gluecklicherweise Nagaswaram Musik, aber wenn ich mir bewusst mache, dass Nagaswaram das lauteste Holzblasinstrument der Welt ist, weiss ich warum ich diese Nacht nur 4 Stunden geschlafen habe. Dazu noch die Kuh! Es wird auch hier, wo ich wohne, lauter! Das ist Indien ... "grins"
Bis bald
Eure Martina

Monday, January 26, 2009

Statussymbol West

Nun komme ich endlich wieder dazu euch zu schreiben. Eigentlich hat man im Computer- HighTech-Indien staendig die Chance ins Internet zu gehen, jedoch dachte ich, dass mir letzte Woche der Redestoff fuer den Blogg etwas ausgegangen ist, da ich hier schon mittlerweile einen Alltags-rhythmus in Auroville gefunden habe. Trotzdem haelt jeder Tag Ueberraschungen und unerwartete Dinge fuer einen bereit.
Ich gehe jetzt jeden morgen zu einem Yoga Kurs, versuche zumindest mein Koerper zu verbiegen und in Balance zu halten, mache die Transkriptionen meiner Interviews, denke ueber die Magisterarbeit nach, treffe mich mit Freunden, haenge am Strand ab und plane die naechste Zeit. Am Freitag oder Samstag wuerde ich mich gerne aufmachen und nach 2 Wochen Auroville-Aufenthalt auch woanders in Suedindien schoene Dinge erleben. Bis jetzt bin ich mir noch unsicher, fuer welche Reisestrecke ich mich entscheiden werde, deshalb kann ich hier noch nicht viel erzaehlen.
Von den unerhofften Ueberraschungen, kann ich dennoch ein paar berichten:
Am Freitag sass ich so vor meiner Wohnung, draussen auf dem Hof, hab Tagebuch geschrieben, den Kuehen ging es gut. Ploetzlich stand ein Mann vor mir und wollte mir einen Papagei verkaufen.
Wenn ich mir manchmal im Nachhinein so ein paar Situationen durch den Kopf gehen lasse, muss ich echt total abfeiern fuer mich allein. Es ist vielleicht in dem Moment garnicht so absurd, aber wenn ich dann ueberlegt, wo ich her komme und wie es bei uns in Deutschland ist, komme ich immer zu dem Entschluss, dass ich mir hier manchmal wie in einem lustigen total abgefahrerenen Traum vorkomme, in dm ich ununterbrochen mitspiele.
Am Samstag wurde ich zu Verkupplungszwecken genutzt. Ich war eigentlich nur zum Essen bei einem Freund von Seran eingeladen, der gerne eine indische Frau, die neu an der Rezeption seines Hotels arbeitet, kennenlernen moechte. Das ist in Indien bei manchen Frauen nicht so leicht. Er hat beim Essen staendig allen erzeahlt, dass ich total gut mit ihm befreundet waere, obwohl ich ihn noch nie gesehen habe und alle seine Freunde waren echt begeistert. Ich wurde also als Statussymbol einer westlichen Frau genutzt, damit er eine andere Frau kennenlernen kann. Jetzt wollen sich einige Leute mit mir Treffen und fragen in wie fern es moeglich ist nach Deutschland zu reisen und dort zu arbeiten. Naja so ist das eben. Manchmal bekommt man auch ein Baby auf den Schoss beim Busfahren gesetzt, so nach dem Motto: "Nimm das Kind mit nach Deutschland! Dort ist es besser zu leben!" In solchen Momenten weiss ich immer nicht so richtig, wie ich reagieren soll. Natuerlich ist bei uns vieles einfacher, aber das Land Indien fasziniert mich eben auch total. Aber eben wahrscheinlich vorwiegend, weil ich nicht hier geboren bin. Man will man eben immer das Andere! Das ist ja auch nicht grundsaetzlich so, dass alle Inder/innen hier weg wollen, aber solche Momente und Augenblicke gibt es schon... manchmal auch gehaeufter!
Ueprigens, die Rede von Dalai Lama war echt total schoen. Es stimmt, dass er eine wahnsinnig liebenswerte und nette Ausstrahlung hat. Er lacht total oft, macht zwischendurch Witzchen und erzaehlt grundlegend wichtige Dinge fuer das Zusammenleben aller verschiedenen Nationen und Religionen dieser Welt. Wenn alle so denken wuerden, auch nur in Ansaetzen, wie er, gaebe es ganz bestimmt nicht so viel Krieg und terroristische Auseinandersetzungen wie es zur Zeit der Fall ist. Naja... Er ist aufjedenfall eine ganz besondere Persoenlichkeit und ich bin echt total froh ihn gesehen zu haben. Das haette ich z.B. auch nicht erwartet!
In Indien kann man sich eben auf alles gefasst machen und muss wirklich bereit sein immer spontan zu agieren...was mir manchmal mit meiner westlich eingestellten Mentalitaet nicht leicht faellt. Aber das sind auch nur Momente. An sich gefaellt mir der Lebensstil und die Art und Weise mit den kleinen Dingen des Lebens umzugehen hier sehr gut und ich wuerde vieles davon gerne fuer mich mit nach Hause nehmen.
Bis Bald
Eure Martina

Monday, January 19, 2009

Strand, Kino und Dalai Lama

Lust auf Chips?

Ploetzlicher Massenauflauf auf dem Festival...

Nagaswaram-Ensemble

Lecker Essen!

Blumenstand auf dem Tempelgelaende in Chennai

Zu guter letzt ein gestelltes Foto

Heute war ich das erste mal mit dem Fahrad in Pondicherry unterwegs. Obwohl es nur eine Kleinstadt ist, verhalten sich Bus- und LKW-Fahrer trotzdem nicht anders gegenueber Fahradfahrern. Man muss staendig von der Strasse fluchtartig runterspringen, um nicht von einem entgegenkommenden Bus, der einen anderen Bus ueberholt mit 80 km?h (oder so, aufjedenfall schnell!) mitgenommen zu werden. Es ist echt nervenaufreibend, aber immer wieder spannend. Zur Zeit geht es mir sehr gut und ich geniesse es trotzt der Arbeit und den Terminen in den Tag hinein zu leben. Morgen wird es bestimmt sehr spannend in Auroville, da Dalai Lama eine Rede halten wird und ich mich echt total freue ihn einmal zu sehen! Echt wahnsinn.
Gestern hab ich den ganzen Tag mit Freunden am Strand verbracht und am Abend bin ich in einen superkitschigen tamilischen Film ins Kino gegangen. Die Filme sind echt der Hammer hier. Selbst wenn man die Sprache nicht versteht, weiss man eigentlich schon vorher, wenn man nur die Filmplakate sieht, worum es geht: arrangierte Hochzeit, Familien Drama, weil sich die Frau in jemanden anders verliebt hat, Taenze und Musik ohne Ende und hysterische Gefuehlsausbrueche wegen der bevorstehenden Hochzeitsfeier. Echt aufgeregend! "grins"
Am Freitag werde ich nocheinmal nach Thanjavur fahren, um dort in eine Bibo zu gehen, die wohl gute Materialien und Buecher hat. Da warten wieder 5-6 Stunden Busfahrt auf mich. Das geht eigentlich fuer indische Verhaeltnisse, aber an die Fahrzeiten und den Busfahrstil hab ich mich irgendwie noch nicht gewoehnt. Das muss noch werden, denn Seran und ich planen schon eine Kerala-Tour (Staat im Suedwesten) um ein bischen wandern zu gehen.
Ich bin aufjedenfall sehr gluecklich und gesund hier, auch wenn ich alles zu Hause manchmal vermisse.
Bis bald
Eure Martina

Friday, January 16, 2009

Dank den Ohropax!

"Madam, Madam, Picture,Picture!"
Jetzt bin ich wieder gesund, aber erschoepft und muede in Auroville angekommen. Sehr geschafft, weil es letzte Woche unglaublich laut war und ich manchmal dachte, dass nicht mehr viel bis zum Gehoersturz fehlt. Ich wundere mich echt immer mehr ueber mich selbst, wie ich vor zwei Jahren debken knnte, dass mein Tinitus weg gegangen waere. Unvorstellbar hier. Selbst beim laufen auf der Strasse platzten manchmal sogar Synapsen wenn ein Bus in unglaublich hohen Frequenzbereichen 10 mal hupt!
Das , was ich mir mit Seran ausgesucht hatte, war direkt am Busbahnhof in Thanjavur, einer Stadt die einen wunderschoenen alten Tempel hat. Dementsprechend konnte man ohne sich Ohropax, Watte und bestenfalls noch ne Bettdecke, in die Ohren zu stopfen, nicht schlafen, geschweige denn sich nachmittags mal ausruhen! Ich spreche nur von mir, denn Seran kann immer ueberall tief und fest schlafen und bekommt von der Aussenwelt garnichts mehr mit. Das muss ich noch etwas ueben. Ich glaube, dass die Inder generell echt eine Gabe haben sich nur auf ein etwas zu konzentrieren und alles andere um sich herum blenden zu koennen. Anders, kann man meiner Meinung nach, hier nicht ueberleben. Diese Gabe haette ich auch gerne.
Auf dem Festival war es auch ueber laut und von den Linienbussen die Filme und indische Popmusik mit riesigen Verstaerkern rauf und runter spielen, brauche ich garnicht erst sprechen. Echt der Hammer...Ich hatte mich jedoch nach einem kleinen tief am Dienstag dank den Ohropax und der Watte im Ohr daran gewoehnt.
Auch jetzt ist in Auroville viel los, da es tamilische Braeuche zu feiern gibt. Es ist gerade ein ganz altes tamilisches Fest: Pongal, eine Art Erntedankfest, dass sich ueber drei Tage hin zieht und wie unser Neujahr gefeiert wird. Erst vorgestern haben sich die Leute hier durch den Spruch "Happy Pongal" ein schoenes neues Jahr gewuenscht. Am ersten Tag wurde der Sonne gedankt, gestern war der "Cowday" an dem alle Kuehe geschmueckt und besondes verehrt wurden durch Umzuege e.c. Es ist total viel los auf den Strassen (was ja sonst auch so ist!) und alle laufen mit Rohrzucker durch die Gegend, da das Fest symbolhaft als "suesses" Fest bezeichnet wird. Da gibt es nicht nur viel Sueses, sondern es geht darum "suess" auch als Gefuehl der Freude und des Spasses zu erfassen. Das sieht man den Leuten hier echt an.
Das Festival letzte Woche war total schoen und erlebnissreich. Jeder Tag war anders und es gab von gemuetlichen Athmosphaeren bis teilweise panischen Ausbruechen der Zuschauer alles zu erleben. Die suedindische karnatische Musik ist echt wunderschoen und ich konnte viele hilfreiche Gespraeche fuehren und echt namenhafte Musiker kennenlernen. Leider waren die Begegnungen auch mit einigen Missverstaendnissen verbunden, sodass ich gestern mit einem eher schlechten Gefuehl aus Thiruvaiyaru (dort war das Festival) abgereist bin. Es gibt echt viele Probleme, auch was die Pflege der Musiktradition und die Uebermittlung dieser betrifft, zwischen den verschiedenen Kasten in Indien. Die einen sind stolz Traditionen zu bewahren wollen aber nur ihre Kaste anwesend haben, andere werden indirekt ausgegrenzt und es gibt hundert tausende Vorurteile. Da ist es manchmal echt schwierig, wissenschaftlich korrekte Antworten zu bekommen, aber im zweiten Atemzug von Seran erklaert zu bekommen, warum derjenige etwas so und so formuliert hat. Naja, das wird noch spannend.
Jetzt werde ich erst einmal hier die Zeit geniessen, mich an die Transkriptionen und Auswertungen machen, Interviews fuehren und auch mal eine Bibo besuchen. Leider ist hier immer schoenes Wetter und es zieht mich nach draussen!
Bis bald
Eure Martina

Saturday, January 10, 2009

Und jetzt gibts ein paar Fotos

Meine Nachbarin, die Kuh

Kochstunde bei Serans Schwester

Im Tempel in Chennai

Sylvester am Strand in Mahamallipuram


In einer Stunde geht es los und ich werde nach Thiruvaiyar fahren zum Thyagarja Festival. Thyagarja ist einer der bekanntestens klassischen Komponisten Suedindiens. Auf das Festival werden einige tausend Leute kommen und es fndet auf einem alten und sehr grossem Tempelgelaende statt. Ich bin echt gespannt, was es heisst in Indien auf einem Festival zu sein.
Meine letzte Woche in Auroville war echt super, sehr entspannend und auch erfolgreich. Ich hatte gestern ein weiteres sehr schoenes Interview mit einem Professor aus Pondicherry und jetzt geht es sicherlich gleich weiter mit den Befragungen.
Gestern war ich den ganzen Tag bei Seran zu Hause und habe kochen gelernt. Erstmal nur ein Gericht, aber naechste Woche geht es mit den Kochstunden weiter. Gestern gabs "Chapathi" und "Curma", eine Art Fladenbrot mit Gemueseallerlei. Sehr lecker. Da sass ich gestern mit Seran und family auf dem Fussboden im Wohnzimmer und dann ging es los mit schnippeln, braten, kneten und natuerlich wuerzen. Ich habe viele Zutaten kennengelernt, die ich zuvor noch nie gesehen hatte und bei denen es wohl auch sehr schwierig werden wird, diese in Deutschland zu bekommen. Es war echt ein total schoener Abend. Die Familie bedankte sich auch immer, dass ich da bin und ihnen Gesellschaft leiste, da ansonsten zur Zeit nicht so gute Stimmung im Hause Dharmajas herrscht. Der Tod des Vaters von Seran ist jetzt erst knapp ein Jahr her. Zu spaeterer Stunde haben sie mir auch den Raum gezeigt, indem ein grosses Foto von ihm steht und eine Art Altar eingerichtet ist, der jeden Tag neu mit Blumen, Kerzen und Dueften geschmueckt wird. Eigentlich war gestern alles an Gefuehlen dabei: Spass, Freude, Trauer, Neugierde und Hoffnung. Dann wurde erst einmal ausgewertet warum ich kein Gold trage, warum ich keine Fusskettchen habe und warum ich nur einen Fussring an meiner rechten mittleren Zehe trage. Da wird man schon manchmal schief angeschaut, da es soviel heisst wie halb verheiretet zu sein. Nach der Hochzeit bekommen die Frauen hier statt einen Ring, zwei Ringe fuer die Zehen (linker und rechter Fuss). Da gibt es echt manchmal komische Blicke, wenn die Leute mein Schmuckstueck am Fuss entdecken und erstaunt fragen: "Was ist denn das?" Am Anfang dache ich echt, die wollen mich veralbern, da hier eben fast jede Frau, so etwas traegt ... aber wenn dann zwei! Es hat eben alles eine Bedeutung.
Zu guter letzt hat mir Serans Mama noch ein paar Armreifen ueber die Hand gestuelpt bzw. 10 Minuten lang an mir rumgequetscht, die ich leider heute morgen mit einer Zange entfernen musste, da durch den Druck meine Hand angeschwollen war und ich sie nicht mehr ohne weiteres abbekommen haette. Tja, wer schoen sein will, muss leiden! "grins"
Gegen um neun gestern abend bin ich dann ca. 8 km im dunkeln wieder in meine Wohnung gefahren und musste ziemlich aufpassen nicht eine Kuh, eine Ziege oder die gemein gefaehrlichen Strassenkoether mitzunehmen. Abenteuerliche Fahrt durch den Dschungel in Auroville ... aber der Vollmond hat mir den Weg geleuchtet.
Bis bald
Martina

Wednesday, January 7, 2009

Und es regnet... Was macht man da in Indien?

Ich habe jetzt eine Wohnung und warte auf Besuch! Irgendwie wuerde ich wirklich gerne besucht werden und ich sage euch, selbst eine oder zwei Wochen Auroville sind echt schoen und sehr eindrucksvoll!
Heute regnet es schon den ganzen Tag und ich bin ein bischen einsam. Naja, da hab ich die Zeit genutzt und schon die erste Transkription eines Interviews gemacht. Gestern war ich wieder bei einem total schoenen Auftritt, aber diesmal in Auroville in einer Konzerthalle vom feinsten. Echt genial, was man immer wieder fuer architektonische Bauwerke in Auroville entdecken kann.
Gestern war ich mal den ganzen Tag am Strand. Es war total schoen und wenn man auch immer mal so tut als ob man schlaeft oder in ein Buch vertieft ist, wird man auch nur aller fuenf Minuten angequatscht. Grueppchen von puppertierenden oder noch nicht verheirateten Maennern, die knapp neben einem stehen, tuscheln und kichern wie Weibsen, gibt es aber trotzdem on mass. Das ist Indien. Nach der Veranstaltung gestern abend bin ich mit Seran an einem Strassenstand noch etwas Essen gegangen. Da wurde mir gleich heute morgen von dem Verkaeufer vorgehalten, dass ich die betrunkene Frau von gestern abend gewesen sein muss. Da musste ich lachen und musste ihm aber gleichzeitig einen Vogel zeigen, weil "spaet", es war wohl gemerkt 22:30 Uhr, Essen und auf der Strasse unterwegs sein, heisst gleich betrunken und etwas nuttig. Naja, er wollte natuerlich auch gleich wissen, wo ich wohne ... da bin ich gegangen. Die spinnen manchmal echt!
Vielleicht bekomme ich heute Abend das erste Gericht von Serans Schwester beigebracht. Da haette ich echt Lust drauf, das alles mal beigebracht zu bekommen, damit ich euch dann alle schoen bekochen kann. Ansonsten fahre ich am Sonntag zu einem Tempelfestival fuer eine Woche und werde dann wieder nach Auroville zurueck kommen. Mal sehen, was ich hier noch alles schoenes unternehmen kann. Wenn ich dann morgen ein Fahrad bekomme, kann ich hier auch ein bischen rumduesen. Das ist eine gute Abwechslung zum nervenaufreibenden Transkripieren, da es echt schwer ist die Inder zu verstehen. Aber, ich glaube mittlerweile, bin ich schon ganz gut geuebt.
Bis bald,
Und kommt in Schaaren.
Eure Martuschka

Monday, January 5, 2009

Manchmal kann ich nicht mehr aufhoeren zu lachen

Ich bin immer noch in Chennai und geniesse das Festival-Stadtleben hier. Am Anfang des Jahres veranstalten viele Konzerthaeuser Konzerte, Vortraege e.c. und es ist wirklich total schoen, viel davon mitbekommen zu koennen. Jedoch bin ich schon leicht uebersaettigt, da ich es wieder in der ersten Woche (unwillentlich) ein bischen uebertrieben habe und jeden Tag zu 2-3 Konzerten eingeladen war. Deshalb werde ich morgen erst einmal wieder nach Pondicherry bzw. Auroville fahren und dort ein bischen ausspannen. Vielleicht werde ich ja auch mal baden gehen, denn bei dem Wetter hier fuehle ich mich jeden Morgen, wenn ich aufstehe, wie Urlaub. Nur Urlaub hab ich ja leider nicht und das ist ja in Indien auch nicht so moeglich, wie wir das eben so vom gewoehnlichen Strandurlaub kennen.
Eigentlich muss ich mich zur Zeit um nichts kuemmern. Entweder alles laeuft alles wie von selbst und es passieren viele Zufaelle, oder ich wohne im selben Appartment wie mein Professor, der sich um mich kuemmert und mir gelegentlich sehr gute Infos und Interviews gibt. Eigentlich wohne ich mit einem Guru zur Zeit zusammen, den ich aber nicht so behandele, wie die Gurus es hier in Indien gewoehnt sind. Aber ich denke, dass er es sogar geniesst nicht staendig die Fuesse gekuesst zu bekommen. Unser Verhaeltnis ist sehr gut und er ist ein absoluter Spezialist der Nagaswaram-musik.
Neben der Forschungsarbeit, gibt es wieder einige Fragen, die ich mir staendig stelle, Vergleiche zu meiner Heimat in meinem Kopf rumschwirren und manche Dinge nicht verstehe. Obwohl ich schon etwas lockerer mit dem Leben hier umgehen kann, passieren jeden Tag neue Dinge, die mich schocken, nachdenklich machen oder ueber die ich einfach nur herzhaft lachen muss. Eins, zwei Beispiele von Erlebnissen, denen man nebenbei auf der Strasse begegnet: Eltern fahren hier total auf quietschende Plastikschuhe fuer ihre Kinder ab. Sie sind aus einer Art Folie, knallbunt und quietschen wie ein Spielzeug bei jedem Schritt; so hoch und so laut, dass man den Frequenzen noch Kilometerweit trotz mit Menschen ueberfuellten Strassen folgen kann.
Stimmt! Vielleicht machen sie es auch deshalb. Nur haben diese Schuhe leider viele Kinder....
Dann habe ich vorgestern wieder einen Floetenverkaeufer gesehen, der wie gewoehnlich ungefaehr 30 Floeten an einem Stock angebracht hat und so in der Strasse steht. Der Mann, ungefaehr 70 Jahre alt hat staendig, um auf sich aufmerksam zu machen in eine Art Partytroete geblasen. Solche gibt es auch bei uns: aus Papier und wenn man reinblaest, geht eine Papierschlange nach vorne. Seine Papierschlange dennoch ging nach oben ungefaehr 2 Meter lang. Ich dachte ich guck nicht richtig, aber beim zweiten Mal hinschauen, wusste ich, dass es echt sein muss. Manchmal laeuft man auch durch die Strassen und entdeckt ploetzlich eine halbe, zerbrochene Gitarre an einem Drahtseil im Baum haengen. Es ist echt witzig. Da kann man einfach nur lachen und sollte nicht weiter drueber nachdenken...denn ansonsten wuerde der Kopf glaube ich platzen, wenn man immer fragen wuerde "warum" und "wieso", so wie wir es gewoehnt sind.
Bis bald
Eure Martina

Friday, January 2, 2009

Neujahrsgruesse aus Madras

Ich wuensche Euch allen ein wunderschoenes neues Jahr. Viel Gesundheit, Glueck und Spass. Dieses Jahr war mein Sylvester wirklich anders, als die letzten Jahre. Eigentlich fast wie ein gewoehnlicher Tag. Dazu muss ich sagen, dass die Tage in Indien nicht gewoehnlich sind und natuerlich nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen sind, aber allein dadurch, dass ich keinen Tropfen Alkohol getrunken habe, fuehlt sich Sylvester einfach anders an. Dafuer habe ich bestimmt 15-20 Leuten die Hand geschuettelt und ein schoenes neues Jahr gewuenscht, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Das kommt ja aiuch nicht so oft zu Hause vor!
Mittlerweile komm ich hier wieder sehr gut zurecht. Die anderthalb Jahre, die zwischen dem letzten und diesem Indienbesuch liegen, fuehlen sich sehr kurz an und meine Befuerchtungen, dass ich wieder einen Kulturschock bekommen werde, haben sich wieder gelegt. Irgendwie kommt mir doch alles bekannt vor und ich bin jetzt nicht mehr so stark den "Anfangsschwierigkeiten" ausgesetzt. Auch was das Projekt betrifft, laeuft alles spitze. Zur Zeit bin ich sehr viel mit einem sehr bekannten und guten Professor namens B.M. Sundaram zusammen. Sehr viel zusammen heisst, dass ich mit ihm ein Appartment teile. Deshalb brauche ich mir keine Sorgen zu machen, um ein Interview oder aehnliches, denn eigentlich unterhalten wir uns den ganzen Tag und ich konnte schon sehr viele interessante Fragen stellen. Innerhalb von 24 Stunden habe ich auch schon 4 Konzerte besucht und heute Abenhd geht es gleich wieder weiter mit 2-3.
Ansonsten ist es sehr warm, das Essen scharf und der Verkehr auf den Strassen ehrlich gesagt "die Hoelle"! Aber auch das wird mich sicherlich bald nicht mehr grossartig tangieren *grins*.
Ich werde noch bis Montag in Madras bleiben und dann ersteinmal wieder nach Auroville fahren. Im Februar werde ich eine Wohnung oder sogar ein Haus in Pondicherry haben. Wer kommen mag, ist wirklich herzlichst eingeladen!
Bis bald
Eure Martina