Friday, June 29, 2007

Flucht vorm indischen Tourismus

Jeder will mit dir befreundet sein, des Geldes wegen!
Jaja, das und einige andere doofe Situationen hab ich in den letzten zwei Tagen erlebt. Manchmal kann Indien halt auch echt stressen, aber dann ist es am besten von den Orten, in denen man sich nicht wohl fuehlt, schnell wieder zu verschwinden. Das habe ich gestern gemacht. Nachdem ich also mit einem Busunternehmen in den Touristenstaedten Rameshwaram und Kanyakumari war, habe ich mich gestern dazu entschieden mit einem lokalen Bus nach Kerala, dem zweiten suedlichen Staat neben Tamil Nadu, zu begeben. Hier kann man viel Natur erleben. Das ist das, was ich jetzt brauche, denn von Tempeln und hinduistischen Ritualen muss ich erst einmal Abstand gewinnen. Ein Meer von Palmen, weisse Straende, Bananenstauten, tropisches Wetter und saubere Gewaesser umgeben mich! Das fuehlt sich gut an. Am Sonntag werde ich in einen Nationalpark gehen und mal schauen ob ich Elefanten oder Tiger in Wildnis entdecken kann. Naechste Woche treffe ich mich dann mit einem Freund und werde ein bischen wandern gehen, wenn es das Wetter zu laesst, denn in den Bergen kann es schon mal heftig regnen. Ich hoffe bald kommt die Sonne mal wieder.
Bis bald
Martina

Wednesday, June 27, 2007

Die heiligen Wasser

Heute war ich in einem Tempel der etwas anderen Art in Rameshwaram, einem Ort am Meer besser gesagt im Meer, da er in einer Meeresenge liegt und 30 km von Sri Lanka entfernt ist. Der Tempel hatte ungefaehr 20 Brunnen. Mit dem Wasser dieser, wurden wir 20 mal mit einem Eimer voll ueberkippt. Das war an sich echt witzig, jedoch hatten die indischen Familien Wechselsachen mit und ich nicht. Das war nicht das Problem, da hier alles immer sehr schnell trocknet, aber in manche Raeume durfte ich nass nicht rein und musste warten.
Heute ueber Nacht fahre ich mit dem Bus nach Kanyakumari. Das ist der suedlichste Punkt Indiens. Von dieser Stadt aus kann man in drei Meeren zur selben Zeit baden: im Golf von Bengalen, im arabischen Meer und im indischen Ozean. Mit dem baden gehen ist das so eine Sache, aber anschauen kann man sich das Meer ja auch. Der Sonnenauf-und Untergang ist sehr sehenswert an diesem Ort. Mal schauen ob die Sonne morgen scheint. Zur Zeit ist es immer sehr betruebt und bewoelktes Wetter, aber das ist eigentlich angenehm. Geregnet hat es bisher noch nicht. Ja und eine Bade- und Strandurlaubsziel ist Indien irgendwie echt nicht. Ich war bisher noch nicht in Goa. Da wird es sicherlich anders sein. Aber ich bin jetzt schon oefters an der Kueste gewesen und habe nur schlechte Erfahrungen gemacht, wenn ich ins Wasser gegangen bin, so wie ich es gewohnt bin. Man muss als Frau eben echt mit Hose und T-shirt ins Wasser, oder eben am besten mit Sari. Einige indische Klamotten hab ich mir schon schneidern lassen. Die muessen wohl demnaechst mal dran glauben.
Gesundheitlich geht es mir echt super, jedoch habe ich immer mal mit Magenproblemen zu kaempfen. Das ist glaube ich echt normal, denn Europaeisch ernaehre ich mich hier nie... Frueh morgens geht es schon mit einer Pepperoni los... Das brennt zweimal! Wenn ihr wisst was ich meine! "grins" Naja aber daran muss sich mein Koeper auch gewoehnen!
Eure Martina

Monday, June 25, 2007

Etwas Neues beginnt...

In der letzten Zeit habe ich sehr wenig geschrieben. Irgendwie ist nicht oft Zeit dazu, weil ich hier super viele Sachen mache und erlebe. Letzte Woche habe ich ausser der Arbeit auf der Farm, Nagashwaram unterricht (ein Oboenartiges Instrument, dass in Tamil Nadu sehr beruehmt ist und man auf jeder Hochzeit zu Gehoer bekommt!) bekommen und in einer Schule als Volunteer mitgeholfen. Jeder Tag war regelrecht vollgestopft mit Terminen und Sachen, die zu tun waren, sodass sich jetzt erst einmal wieder alles setzten muss. Ich habe mich am Samstag von der Farm und von Auroville verabschiedet und bin mit drei Franzosen und drei Indern uebers Wochenende mit dem Motorad nach Gingee gefahren. Es war echt ein Abenteuer, denn es ist eine sehr verlassene Gegend mit Doefern, Feldern, Bergen und Tempeln. Dementsprechend haben auch die Bewohner reagiert, als sie drei weisse Maedels und einen weissen Mann mit Indern auf den Motoraedern gesehen haben. Staendig wurden wir eingeladen und jeder wollte wissen, was wir so machen... aber ohne jegliche Englischkenntnisse! Das ist schon oftmals sehr lustig...
Ab heute werde ich die Dinge alleine in die Hand nehmen und bin schon ein bischen aufgeregt, aber freue mich riesig. Heute Abend fahre ich nach Madurai, einer mehr oder weniger grossen Stadt (1,2 Millionen Einwohner - ich finde es gross, aber fuer indische Verhaeltnisse ist es eine Kleinstadt) im Sueden und von dort aus werde ich versuchen einige Staedte, Straende, einen Nationalpark und Wasserfaelle zu besuchen. Eigentlich ein grosser Plan, aber ich habe Zeit und geniesse es... Das fetzt! Ich fuehle mich sehr frei und freu mich jeden Tag dazu zu lernen... Bald gibt es genaueres, das verspreche ich!
Bis bald
martischa

Tuesday, June 12, 2007

Die Seele so richtig baumeln lassen...

Nur um euch ein bischen neidisch zu machen, und das koennt ihr auch wirklich sein: Ich habe das Glueck gefunden! Ich bin nun hier in Auroville gut angekommen vor drei Tagen und habe mir sehenstlichst gewuenscht Ruhe zu finden in dem 400 Millionen Einwohner habenden Indien. Ich habe sie gefunden auf einer Farm namens "Siddhartha Farm". Dies ist eine Farm mit Kuehen, Huehnern, einem Hahn der die ganze Nacht Radau macht, Hunden, Hasen, Enten....und Pflanzen und Feldern ohne Ende. Jeden Tag kann ich frische Mangos, Bananen, Kokusnuesse und Orangen essen. Ich bin echt zur richtigen Zeit hier, denn alles ist reif! Das fetzt! Gergnet hat es noch nicht einmal (von wegen Monsun), da es jetzt eher an der Westkueste mit dem Regen beginnt. Jede Nacht sieht man den Himmel aufblitzen und kann die Gewitter in der Ferne erahnen. Ehrlich gesagt waere ich froh, wenn es mal regnen wuerde, denn am Tag sind es manchmal 44 Grad und in der Nacht geht es kaum unter 25-30 Grad! Aber ich liebe es irgendwie. Die Hitze macht mir echt garnicht zu schaffen. Da ich jetzt auf der Farm eine ganz einfache Unterbringung, eben auch ohne AC (Air-Condition), schlafe ich immer draussen zwischen zwei gossen Kokusnussbauemen in einer Haengematte und freue mich des Gluecks. Das ein oder andere mal muss man aber mit ungewohnten Tieren, wie Schlangen, Bekanntschaft machen. Das macht mir manmchmal Angst aber es ist wunderschoen der Natur so Nahe zu sein.
Es tut mir Leid, aber ich habe gerade den ersten Deutschsprachigen im Internetcafe getroffen. Mit ihm werde ich jetzt erstmal schwatzen! Das tut gut! Ich schreibe spaeter weiter...
bis dann
Eure Martina

Friday, June 8, 2007

Nichts kann mich mehr aus der Ruhe bringen!

"Indien - ein Land der Gegensaetze" "Entweder man liebt oder hasst es" ...
Das sind Zitate, die ich vor meiner Reise in Buechern gelesen habe... Ich weiss noch nicht so richtig, was ich darueber denken soll, denn alles ist anders als bei uns in Europa.
Die letzte Woche war ich mit Familie Gopalan in Tamil Nadu und in Kerala (beides Staaten des Suedens) unterwegs. Es war eine Autotour, die man mit einer Fahrt von Deutschland nach Georgien vergleichen kann. Das Land ist riesig. Die Familie war unterwegs, um sich alle moeglichen Tempel des Suedens anzuschauen und um zum Beispiel auch des oefteren Nachts um zwei Uhr aufzustehen, um in die Tempel zu gehen. Das ist aber ein anderes Thema, denn die Inder schlafen nie. Das hab ich schon beim ankommenm in Chennai mitbekommen. Als ich den ersten Schritt aus dem Flughafengebaeude tat, sah ich hunderte von Menschen dort stehen und mich beaeugeln. Wohl gemerkt es war nachts um vier! Die Ueberbevoelkerung hier macht mir eigentlich am meisten zu schaffen. Es ist echt wahnsinn! Das kann man sich nicht vorstellen. Ueberall sind Menschenmassen, egal zu welcher Tageszeit. Sie sind nicht nervig oder belaestigend, aber man wird von allen angeschaut wie ein Ausserirdischer. Echt! Manchmal sind Blicke dabei, die ich am liebsten aufnehmen wuerde... So lustig... aber wenn man sich mal nicht ganz so gut fuehlt, kann es echt nerven staendig angeschaut bzw. "angestarrt" zu werden. Aber daran muss man sich gewoehnen. Der Verkehr hier ist der Wahnsinn. Welches Fahrzeug keine Hupe hat, hat eh' verloren und Fahradfahrer und Fussgaenger haben keine Chance. Hupen gilt nicht als ageressiv sondern nur um sagen "Achtung hier bin ich!Achtung ich ueberhole!", was hier staendig gemacht wird. Erst kurz bevor man in den Gegenverkehr (meist LKWs) reinfahren wuerde, wird wieder nach links eingescheert. Generell werden auch die Aussenspiegel eingeklappt, denn sonst waere das Auto viel zu breit fuer solche Aktionen.
Fuer eine Kuh wird schon mal eine Vollbremsung gemacht, aber fuer Fussgaenger oder andere Hindernisse wie Rikschas oder Fahradfahrer nicht. Da musste ich im Auto der Familie manchmal an die Demo, auf der ich in Wien vor einem Monat war, denken. Sie war fuer mehr Toleranz gegenueber Fussgaengern und Fahradfahrern! Die Inder finden es okay, wie es hier laeuft. Wir sind eben manchmal echt ganz schoen pinibel und kleinlich. Aber das kann man einfach nicht miteinander vergleichen...

Gegessen wird mit der rechten Hand, indem man den Reis mit den verschiedenen Sossen mixt und mit den Fingern in den Mund steckt. Dabei gilt es als vornehmlich die ganze Hand in den Mund zu stecken und dabei zu schmatzen, ruelpsen und zu furzen! Das bedeutet es hat geschmeckt. Das sind die Sittlichkeiten hier. Das ist eigentlich lustig, aber manchmal eben auch noch total ungewohnt. Man merkt oft, dass man das selber nie so machen wuerde! Deshalb: Egal was passiert, ich werde hier immer ein Westler bleiben.

Ja das ist die Esskultur, bei der es zu beachten gilt, die rechte Hand zu benutzen. Die Linke ist dann fuer die anderen Geschaefte. Ich habe bisher noch keine Toilette mit Klopapier gesehen. Also auch das muss man lernen und ehrlich gesagt, finde ich es sehr unangenehm...

Hier in Indien sehen die Maenner aus wie die Frauen und halten untereinander auch Haendchen als Symbol der Freundschaft... mit einer Frau koennte man das nicht tun. Es gibt nach wie vor arrangierte Hochzeiten und die Inder sind gluecklich damit, sagen sie. Ich empfinde das nicht so, aber das liegt mal wieder am kulturellen Unterschied.

Ich blaettere gerade in meinem Tagebuch, was schon fast voll ist nach einer Woche, da hab ich gerade etwas schoenes gefunden: "In einer anderen Kultur zu leben, heisst jeden Tag neue Erfahrungen zu sammeln. Auch wenn es nur Kleinigkeiten sind, man lernt dazu!"
Das stimmt aufjedenfall, jedoch darf man nicht so viel vergleichen, sondern man muss einfach mitmachen. Das faellt mir manchmal schwer aber manchmal auch total leicht, denn staendig barfuss zu laufen, ueberall den Geruch von Rauecherstaebchen zu haben und die Laessigkeit der Menschen mitzubekommen macht einfach Spass!

Tja das ist der Kulturschock... ich koennte noch viele andere Dinge erzaehlen, die einem sofort auffallen, aber dazu vielleicht spaeter. Ich hatte hier schon viele schoene Erlebnisse und brauche jetzt nach der Tour mit der Familie ein bischen Auszeit um ueber alles nachzudenken, denn eine Woche mit einer indischen Familie zusammen zu leben, gleich fuer den Anfang, ist einfach Wahnsinn!
"Nichts kann mich mehr aus der Ruhe bringen!"
In diesem Sinne
Bis bald
Ich glaube ich merke garnicht, dass ich so weit weg von euch allen bin, trotz den ganzen Dingen... ihr seid mir sehr Nahe und ich bin echt gluecklich, dass es euch alle gibt!
Eure Martina
P.S.: Ach ja, wenn ihr wissen wollt, wo ich gerade bin: in Pondicherry und heute fahre ich nach Auroville, um hoffentlich andere Leute kennenzulernen und in einer Kommune zu arbeiten.